Glasmalereibestände des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, die als Ausdruck ihrer Zeit oft über eine hohe künstlerische Qualität verfügen, sind in ihrem Erhalt akut gefährdet.

Dies hat das Niedersächsische Landesamt für Denkmalpflege zum Anlass genommen, eine flächendeckende Inventarisation der überlieferten Glasmalereibestände dieses Zeitraumes zu erstellen. Das zweijährige Forschungsvorhaben hat sich die vollständige Erfassung der von 1800 bis 1914 entstandenen Glasmalereien im Bundesland Niedersachsen sowie die Erforschung verschiedener Facetten der geschichtlichen Entwicklung der Glasmalerei - Materialien, Entwicklungsstufen und Gestaltungstechniken - aber auch Werkstätten und Auftraggeber, Ikonographie und Stilmerkmale von noch in situ befindlichen Glasmalereien zum Ziel gesetzt. Die Inventarisation soll darüber hinaus verallgemeinerbare Angaben über Erhaltungszustände und Schadensphänomene und ihre Ursachen liefern, die grundsätzlich unabdingbare Voraussetzung für verwertbare Aussagen zu Restaurierungs- und Konservierungsmaßnahmen sind.

Zahlreiche Kirchenausstattungen in Niedersachsen stammen von Glasmalereiwerkstätten, die ihren Firmensitz in Hannover hatten, wobei die Werkstatt Henning & Andres bislang die führende Stellung einnimmt. Sie schuf beispielsweise 1900/01 die acht Fenster umfassende, vollständig erhaltene und von kunstsinnigen Gemeindemitgliedern gestiftete Glasmalereiausstattung in der Michaeliskirche zu Braunschweig. Bei den im 19. Jahrhundert ausgeführten Neuverglasungen in niedersächsischen Kirchen waren gleichermaßen Glasmalereifirmen aus anderen Provinzen beteiligt. Die Glasmalereianstalt von Ferdinand Müller, Quedlinburg wurde im letzten Jahrzehnt des 19. und im beginnenden 20. Jahrhundert über die Grenzen der Provinz Sachsen hinaus tätig und produzierte ebenfalls zahlreiche kirchliche Farbverglasungen, z. B. für die St. Stephanikirche in Helmstedt im Zusammenhang mit einer Generalsanierung der Kirche von 1904-1906.